Unsere Geschichte

Katholische Militärseelsorge in den USA

„Deutsches Katholisches Militärpfarramt USA/CA (Fort Bliss)“ und „Deutscher Katholischer Militärpfarrer im Nebenamt Washington D. C.“ – so lauten die Bezeichnungen der Dienststellen und katholischen Einrichtungen der katholischen Militärseelsorge, die für die Seelsorge in den Bundeswehrdienststellen in den USA und in Kanada zuständig sind. Dahinter stehen Menschen im Dienst an den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in den USA.

Unsere Aufgabengebiete sind vielfältig: Wir leben und feiern unseren Glauben mit den Soldatinnen und Soldaten in vielfältigen Gottesdiensten. Wir begleiten die Familien der Soldatinnen und Soldaten in Familienfreizeiten und Familienwerkwochen. Wir bereiten die Spendung der Sakramente vor, insbesondere Taufe, Erstkommunion und Firmung. Wir gestalten Gesprächskreise und zahlreiche andere spiritualle Angebote. Aber auch die ethische Fortbildung der Soldatinnen und Soldaten im Rahmen des Lebenskundlichen Unterrichtes ist ein wichtiger Faktor unserer Arbeit.

Von Anfang an dabei: Katholische Militärseelsorge!

Seit 1959 besuchte in regelmässigen Abständen ein katholischer Priester die an verschiedenen Orten in den USA stationierten deutschen Soldaten. Im Juli 1964 wurde die Stelle eines hauptamtlichen Deutschen Katholischen Militärgeistlichen für die USA mit Dienstsitz in Fort Bliss/Texas eingerichtet. Im September 1964 trat Militärpfarrer Emanuel Frey als erster hauptamtlicher deutscher katholischer Militärgeistlicher seinen Dienst in den USA an. Nachdem am 15. September 1968 eine zweite Planstelle für einen katholischen Militärgeistlichen mit Dienstsitz in Washington DC errichtet worden war, nahm ab dem 12. Oktober 1968 Militärpfarrer Werner Köster diese Aufgabe in Washington DC wahr. Von Anfang an haben in der Militärgemeinde Washington DC alle deutschsprachigen Katholiken im Grossraum der Hauptstadt der USA eine kirchliche Heimat gefunden. Im Zusammenhang mit der Verkleinerung der Deutschen Bundeswehr entschied Anfang 1992 das zu diesem Zeitpunkt in Bonn gelegene Katholische Militärbischofsamt, die hauptamtliche Stelle des katholischen Militärgeistlichen in Washington DC nicht mehr zu besetzen. Umgekehrt war aber die Zahl der nicht der Jurisdiktion des Katholischen Militärbischofs unterliegenden deutschsprachigen Katholiken im Raum Washington DC sehr gross. Prälat Alfons Mappes, der die Soldaten von den ersten Jahren der Bundeswehr in den USA an besucht und massgeblich die Errichtung der katholischen Militärpfarrei in Washington DC vorbereitet hatte, fand als Leiter der Zentralstelle „Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz“ Zugang zur amerikanischen Bischofskonferenz. Am 7. Juli 1992 gab der Erzbischof von Washington DC James A. Cardinal Hickey seine Zustimmung zur Errichtung einer Deutschsprachigen Katholischen Gemeinde Washington DC. Mit Dekret vom 8. September 1992 errichtete der Erzbischof von Washington DC James A. Cardinal Hickey die „Deutschsprachige Katholische Mission“ in der Erzdiözese Washington und stellte diese Gemeinde unter den Schutz der Gottesmutter, indem er als Patrozinium das Fest Mariä Geburt am 8. September bestimmte. Zum Leiter dieser Mission und damit zum Pfarrer der Deutschsprachigen Gemeinde Washington DC ernannte der Kardinal auf Vorschlag der Deutschen Bischofskonferenz den Militärdekan a. D. Prälat Alfons Mappes. Von diesem Zeitpunkt an nahm Prälat Mappes auch die Aufgabe eines Militärseelsorgers im Nebenamt für die Soldaten der Bundeswehr im Raum Washington DC, Virginia und Maryland wahr.

— Christian Bock, Militärpfarrer im Nebenamt, 2014-2018


Gründung der Gemeinde

Das 30jaehrige Jubiläum unserer Gemeinde. – Aus meiner Sicht ein guter Anlass, einige Worte über deren Gründung zu sagen. Frau Leskovsek und Frau Pollak waren so nett, mir hierüber einiges zu erzählen, so dass ich nicht gezwungen war, in irgendwelchen verstaubten Dokumenten zu stöbern:

Die erste erstaunliche Erkenntnis für mich war, dass die Geschichte unserer Gemeinde
genau genommen viel weiter zurück reicht, als die 30 Jahre, die wir heute feiern:

Denn bereits ab 1968 gab es einen Militärpfarrer mit Hauptsitz in Washington DC, und
zu den Gottesdiensten an den Sonntagen waren nicht nur die Militärangehörigen sondern alle Interessierten eingeladen. So kam es, dass auch Frau Leskovsek an den ersten Messen teilnehmen konnte, die in der Deutschen Botschaft stattfanden. – Ebenfalls mit dabei war ihre Tochter Natascha, allerdings noch im Kinderwagen.

In den folgenden Jahren hat die Militärgemeinde immer wieder andere Kirchen und
Kapellen für die sonntägliche Messfeier angemietet. Dabei fand ich es äußerst interessant, dass die allererste Station die Kapelle in der Connelly School of the Holy Child war. Den Kirchenraum, in dem wir heute den Gottesdienst feiern, gab es damals noch nicht, ebenso wenig wie das große Gebäude, in dem sich die Bibliothek befindet. An dessen Stelle stand aber eine Holzkappelle, die die Schwestern der Society of the Holy Child Jesus der Militärgemeinde gerne zur Verfügung stellten.

Über die Jahre bildeten sich dann die Traditionen heraus, an denen wir auch heute noch gerne festhalten:

Frau Pollak, die 1977 mit ihrer Familie zur Gemeinde gekommen war, hatte beispielsweise den Einfall, sich nach der Messe zum Kirchenkaffee zu treffen und hat seither so manchen guten Kuchen hierfür beigesteuert.

Zu Nikolaus wurde damit begonnen Stutenkerle zu backen und an die Kinder zu verteilen. Dabei wurde allerdings immer wieder darüber gestritten, ob sie denn nun überhaupt Stutenkerle heißen, oder nicht doch eher Weckmänner oder gar Klausenmänner.

Zu Ostern durften die Kinder Schokoladenostereier suchen, die damals wie heute gerne
geschmolzen sind, bevor sie die Kinder ausgepackt haben.

1983 sind dann Herr Sober und seine Familie zu der Gemeinde gestoßen. Er wurde gefragt, ob er nicht stellvertretender Organist werden könne, wozu er sich bereit erklärt hat. Seitdem sitzt er fast jeden Sonntag an der Orgel.

Die Gemeinde wuchs immer weiter und immer mehr Familien, die nicht dem Militär angehörten, kamen hinzu.

Das Jahr 1992 kam heran und mit ihm das Jahr, in dem all dies ein Ende hätte finden können. Das Katholische Militärbischofsamt beschloss nämlich, die Stelle des katholischen Militärgeistlichen in Washington DC nicht mehr zu besetzen, da die Bundeswehr in diesem Jahr verkleinert wurde. Der Verlust des eigenen deutschsprachigen Pfarrers wäre offensichtlich ein herber Schlag gewesen.

Zum Glück gab es da aber den Prälaten Alfons Mappes. Er war es gewesen, der sich schon 1968 maßgeblich für die Errichtung der deutschsprachigen Militärpfarrei in Washington DC eingesetzt hatte. Jetzt machte er sich für die Gründung einer Deutschsprachigen Zivilgemeinde stark. Er war inzwischen 74 Jahre alt und Leiter der Zentralstelle „Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz“. Als solcher hatte er Kontakte zur amerikanischen Bischofskonferenz.

Außerdem wurden Brigitte Baumgartner zusammen mit einem anderen
Gemeindemitglied beim Erzbischof von Washington DC, Kardinal Hickey vorstellig, um
seine Erlaubnis zur Errichtung einer deutschen Zivilgemeinde zu erbitten.

Es ging wohl hauptsächlich darum zu begründen, warum die deutschsprachigen Katholiken überhaupt eine eigene Gemeinde benötigen, wenn katholische Gottesdienste und Seelsorge in zahlreichen amerikanischen Gemeinde in der Diözese angeboten werden.

Kardinal Hickey hatte selbst für einige Jahre im Ausland gelebt. Er war für 5 Jahre in Rom gewesen. Dort hatte er es offenbar geschätzt, die Heilige Messe auch in seiner Muttersprache feiern zu können, so dass er dem Wunsch nach einer deutschsprachigen Gemeinde verständnisvoll gegenüberstand.

Was letztlich den Ausschlag gab, weiß ich nicht. (Ich persönlich tippe auf die
Überzeugungskraft und den Charme Brigitte Baumgartners.) Jedenfalls gab Kardinal
Hickey am 7. Juli 1992 seine Zustimmung zur Errichtung einer Deutschsprachigen
Katholischen Gemeinde Washington DC.

Am 8. September 1992, dem Fest Mariae Geburt, war es dann soweit:
Die deutschsprachigen Gläubigen trafen sich zu einem feierlichen Gottesdienst in der
Heights school an der Seven locks road. Zugegen waren nicht nur Prälat Mappes,
sondern auch Cardinal Hickey höchstpersönlich. Die Unterzeichnung der
Gründungsurkunde erfolgte während dieses Gottesdienstes. Alle Kinder wurden nach
vorne gebeten, um das Ganze aus nächster Nähe verfolgen zu können. Damit nicht
genug, eines der anwesenden Mädchen durfte sogar ihren Namen ebenfalls auf die
Urkunde setzen. Zum ersten Pfarrer der Deutschsprachigen Gemeinde Washington DC
ernannte der Kardinal den Prälaten Alfons Mappes.

So wie zuvor die Nicht- Militärangehörigen in der Militärgemeinde dabei sein durften, waren und sind nun die Soldaten in der Zivilgemeinde willkommen. Der Pfarrer der Deutschsprachigen Katholischen Mission ist immer gleichzeitig Militärseelsorger im Nebenamt für die Soldaten der Bundeswehr im Raum Washington DC, Virginia und Maryland.

— Dorothee Ranneberg